ResilienzKomödie
Matthias Egersdörfer/ 90439/ 12.03.21
In der Holzschuherstraße 8 befinden sich im Erdgeschoss die Räume des Borgo Ensembles. Seit dem November letzten Jahres werden in der Ausstellung „ResilienzKömödie“ künstlerische Arbeiten von über vierzig Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Gleich hinter der Eingangstür hat Philipp Selig am Boden eine Bananenschale ausgestellt. Die Schwärze der Bronze erinnert sehr an eine schon vor längerer Zeit achtlos fortgeworfene Fruchthülle. Hell glänzend riecht das Objekt schier nach süßlichem Verfaulen. Vom selben Künstler hängt im Innenraum auch eine überdimensionierte graugrüne Arbeitshose, die von der Decke bis fast zum Fußboden reicht. Auf der Rückseite ragt aus einer Seitentasche der klobige, gelbe Zollstock des riesengroßen Handwerkers. Es stellt sich die Frage, ob es den Fachmann wirklich gibt, dem diese Arbeitskleidung passen könnte. Über dem Objekt pendelt die vage Furcht, irgendein Umstand könnte dessen Zorn entfachen. Fredder Wanoth verzeichnet in seinen „Auszügen aus dem Coronajournal“ die mannigfaltigen Zumutungen der gegenwärtigen Situation. In einer Zeichnung stoßen Personen ohne Gesichter – mittels aufgestellter Scheiben voneinander getrennt, durch deren kleinere Öffnungen sie ihre Arme ausstrecken, im neutralen Bereich die Bierkrüge aneinander. Handschriftlich echauffiert er sich u. a. über das Aushungern der Kunst, die Absage von Konzerten und den Verlust der realen Welt. Anke Hellmich zeigt in ihrem Bild „Die Sammlerin“ eine ganze Reihe von bunten phantastischen Kreaturen, die in kleinen Glaskuben ihr Dasein fristen. Einer von den putzigen Dämonen wird gerade befreit und befindet sich in der Hand der Besitzerin und blickt vieldeutig. Reiner Bergmann verleiht einem holländischem Holzschuh Notenflügel. Ein blauer Propeller statt Nase über dem leicht lächelnden roten Strichmund. Das Muschelauge ist geschlossen und strahlt Besonnenheit aus. Die Skulptur trägt den Titel „Fliegender Holländer“. An einer Säule im Raum hängt ein Kehrbesen. Es ist kein Kunstwerk. Mit diesem wird der Ausstellungsraum gefegt